In eigener Sache (3): Kalibrierung von Kamerasystemen

Assistenzsysteme im PKW sind seit vielen Jahren für fast alle Fahrzeuge im Mittel- und Hochpreissegment verfügbar - mittlerweile sind sie auch im Kleinwagensegment erhältlich. Sie sollen den Autofahrer durch visuelle, akustische und taktile Informationen beim Fahren entlasten bzw. vor gefährlichen Situationen warnen. Hierzu muss das Fahrzeug die Umgebung wahrnehmen können. Die Straßensituation vor dem Fahrzeug wird mit Hilfe einer Kamera erfasst, die hinter dem Rückspiegel an der Frontscheibe befestigt wird.

Bei der einfachen Verkehrszeichenerkennung wird der Fahrer lediglich auf auf die mögliche Höchstgeschwindigkeit des aktuellen Fahrbahnabschnitts im Kombiinstrument hingewiesen. In einer höheren Ausbaustufe (Spurhalteassistent - auch Lane Assist genannt) erkennt der Wagen die eigene Position innerhalb der Fahrspur anhand der weißen Fahrbahnbegrenzungen. Weicht die Position des Fahrzeugs zu weit seitlich ab, dann wird in einem ersten Schritt automatisch leicht gegengelenkt. Der Fahrer merkt, daß das Lenkrad sich etwas zu einer Seite dreht, um den Wagen wieder mittig in die Fahrspur zu lenken. Gelingt dies nicht und der Wagen driftet noch weiter aus der Mitte ab, dann wird der Fahrer durch ein leichtes "Lenkradrütteln" darauf aufmerksam gemacht, um Korrekturmaßnahmen einzuleiten. Durch einen aktiven Blinker wird das System übringens kurzzeitig deaktiviert, damit bspw. auf der Autobahn der Spurwechsel problemlos gelingt.

Damit das Assistensystem die Position des Fahrzeugs bzw. der Straßenschilder richtig erkennen und auswerten kann, muss das Steuergerät genau wissen, wohin die Kamera ausgerichtet ist. Durch diverse Fahrwerksparameter (Spur der Hinter-/Vorderachse, Höhe des Fahrwerks) sowie Karosseriedifferenzen (bspw. der Sitz der Frontscheibe) wird der Blickwinkel der Kamera verändert. Deshalb müssen nach Änderungen am Fahrwerk, einer Achsvermessung der Hinterachse oder einem Frontscheibentausch die Nick-, Gier und Roll-Werte der Kamera ermittelt und dem Steuergerät mitgeteilt werden. Dieses ist dann in der Lage die Abweichungen softwareseitig zu kompensieren und die Daten der Kamera korrekt auszuwerten.

Bei der eigentlichen Kalibrierung gibt es zwei unterschiedliche Systeme: die dynamische Kalibrierung wird lediglich per Diagnosetester angestoßen und im Rahmen einer längeren Probefahrt lernt das System selbständig die oben angegebenen Parameter. Bei der statischen Kalibrierung wird eine spezielle Tafel mit einem Muster in einem genau definierten Raum vor dem Fahrzeug aufgebaut. Das Steuergerät führt dann einen Soll-Ist-Vergleich des aktuellen Blinkwinkels der Kamera mit dem Testbild auf der Tafel durch. Die Abweichung wird im Steuergerät gespeichert und somit kompensiert. Der genaue Ablauf hierfür gliedert sich folgendermassen:

  1. Reinigung der Frontscheibe im Bereich der Kamera
  2. Anschluß von Diagnosetester und Ladegerät zur Spannungserhaltung
  3. Wahl der herstellerspezifischen Mustertafel
  4. Herstellen eines genau vorgegebenen Abstands der Tafel zur Radmitte
  5. Ausrichten der Tafel zur Spurmitte des Fahrzeugs
  6. Parallelisieren der Tafel vor dem Fahrzeug
  7. Nivellieren der Tafel
  8. Auslösen der Kalibrierung im Steuergerät

Im Anschluß an die Kalibrierung kann noch das Ergebnis mit den technischen Daten zu Dokumentationszwecken ausgedruck bzw. gespeichert werden. Somit kann die Werkstatt nachweisen, daß das Assistenzsystem nach Herstellervorgabe kalibriert wurde.

Wir bieten die Kalibrierung von Frontkameras für Privat- als auch Werkstattkunden an. Falls Sie Interesse oder Fragen dazu haben, dann kontaktieren Sie uns einfach.